Ich habe mich als als ersten 3D Drucker für einen Prusa Mini+ als Bausatz entschieden.
Ja, ich bin mit dieser Entscheidung glücklich, und würden mich als Einsteiger vermutlich auch heute wieder für den gleichen 3D Drucker entscheiden, eventuell sogar direkt für einen MK4S als Bausatz.
Natürlich habe ich mir auch den Bambu Lab A1 Mini angeschaut. Den 3D Drucker kannst du in der Schweiz für weniger Geld, fast fertig montiert, mit eingebauter Kamera und optionalem AMS direkt ab Lager bei 3D Jake oder Reichelt bestellen.
3D Jake und Reichelt übernehmen für dich die Zollgebühren und je nach Bestellwert sogar die Versandkosten. Der Preis, der beim Warenkorb angezeigt wird, ist der definitive Preis für der 3D Drucker. Keine Überraschungen.
Prusa überbürdet diese undurchsichtigen und schwer abschätzbaren Kosten dem Käufer. Der Preis im Warenkorb versteht sich ab Prag inkl. MWST des Bestimmungslandes. Was dich der 3D Drucker am Ende kostet, weisst du erst, wenn FedEx oder andere Postboten und der Zöllner ihren Obolus abgegriffen haben. Eine Blackbox.
Einfach
Der Zusammenbau des Mini war auch für mich als Grobmotoriker mit zwei linken Händen mit der Prusa Anleitung über ein Wochenende gut zu schaffen.
Alle Teile sind mit Standardschrauben verbunden. Da ist nichts geklebt und nichts zusammengenietet.
Weil ich den 3D Drucker selbst zusammengebaut habe, kann so ziemlich alle Reparaturen und alle Wartungsarbeiten selbst machen, ohne den 3D Drucker gleich für jede Kleinigkeit einsenden zu müssen.
Zuverlässig
Ich wollte als Anfänger möglichst viele Variablen ausschliessen. Darum habe ich mich für Prusament PETG entschieden und die Einstellungen im PrusaSlicer ohne Anpassungen übernommen.
Die Druckresultate sind für den Anfang schon ganz gut.
PETG als erstes Filament widerspricht eigentlich der generellen Empfehlung, PLA für die ersten Gehversuche zu verwenden.
PETG nimmt im vergleich PLA anscheinend gerne mehr Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf und neigt dann beim Druck zu stärkerem Stringing. Ich habe mir darum für kleines Geld den günstigsten Filamenttrockner auf Amazon geschossen.
Präziser Druck
Ich nutze den 3D Drucker aktuell fast nur für technisch funktionale Teile, vor allem Gehäuse für ESP32, Arduino, Raspberry Pi oder LoRaWAN Projekte. Standardgehäuse kommen zu einem guten Teil von Printables. Wenn ich ein spezielleres Gehäuse brauche, konstruiere ich in es in Autodesk Fusion. Ich drucke die Prototypen und die fertigen im Teile im Moment nur mit PETG und nur in einer Farbe. Die Masstreue ist für einen 3D Druck erstaunlich gut.
Die Präzision und die Passgenauigkeit der gedruckten Teile ist für meine Anwendungsfall wichtiger, als die reine Druckgeschwindigkeit oder die Möglichkeit unterschiedliche Materialien in einem Druckdurchgang komfortabel zu kombinieren.
Ersatzteile und Updates
Den Prusa Mini gibt es schon seit Dezember 2019. Auch 5 Jahre später gibt noch alle Ersatzteile zu vernünftigen Preisen. Verbesserte Firmware wird bis heute regelmässig kostenlos ausgeliefert. Das aktuelle Firmware Update 6.2.2 wurde zum Beispiel am 05.03.2025 veröffentlicht. Das Firmwareupdate geht jetzt komfortabel im PrusaSlicer.
Inzwischen haben ich den Mini+ mit dem original Filamentsensor und dem original Wi-Fi Modul ergänzt. Mit dem Handbuch war das recht schnell erledigt.
Software und Services
Prusa hat sein Software und seine Services, vermutlich auch wegen des Marktdrucks durch die neueren Mitbewerbern aus Fernost, in recht kurzer Zeit ordentlich erweitert und besser integriert. Wettbewerb ist schon eine feine Sache.
PrusaSlicer
In PrusaSlicer ist jetzt Printables integriert. Die 3D Modelle können neu in Printables ausgewählt und dann direkt über PrusaLink oder Prusa Connect an deine Drucker gesendet und gestartet werden.


Printables

Auf Printables findest du hervorragende 3D-Druckmodelle. Einige Konstruktionen sind ganz offensichtlich von erfahrenen und unglaublich talentierten Benutzern. Hier geht’s direkt zur Website von Printables.
Die Daten für die Druckmodelle werden auf Printables häufig im STL oder 3MF Dateiformat angeboten. Die Modelle sind in der Regel Creative Commons (CC) lizenziert.
Die Printables STL und 3MF Druckmodelle können recht einfach in den PrusaSlicer übernommen und dort für den Mini und das benutzte Filament gesliced werden. Das Ergebnis kann dann direkt als GCODE oder BGCODE an den Drucker gesendet und der Druck auch gleich gestartet werden.
Hier geht’s direkt zur Website von PrusaSlicer.
PrusaLink

Wenn Du deinen Prusa 3D Drucker nicht mit dem Internet verbinden willst, kannst du PrusaLink über WiFi oder kabelgebundenes Ethernet im lokalen Netzwerk verwenden. Die PrusaLink Seite wird direkt vom Webserver im Drucker geladen. Beim Prusa Mini ist das PrusaLink immer noch in der Beta Version. PrusaLink ist etwas limitiert, funktioniert beim Prusa Mini aber einwandfrei. Ob sich PrusaLink auch bei mehreren 3D-Druckern z.B. für das Management einer Printfarm eignet, kann ich noch nicht beurteilen.
Prusa Connect
Die Prusa Cloud kann von jedem Prusa Nutzer seit 2022 kostenlos genutzt werden Prusa Connect hat im Vergleich zu PrusaLink schon heute mehr Funktionen und wird offenbar intensiver weiterentwickelt.
Nach der Anmeldung stehen dir für deine G-Codes und die Telemetriedaten kostenlos ein 1 GB Cloud-Speicher zur Verfügung. Das reicht für meine Zwecke längstens. Die Daten kannst du über Prusa Connect direkt an an deinen Drucker senden.
Hier geht’s direkt zur die Website von Prusa Connect.
Prusa Mobile App
Seit Mitte 2024 kannst du die kostenlose Prusa App für dein Android oder Apple iOS Mobiltelefon und die Apple Watch nutzen. Ich finde die iOS App optisch und funktional in der aktuellen Version 1.3.11 sehr gut gelungen. Ich nutze die App gerne und regelmässig für die Überwachung und die Pushmeldung beim Abschluss von laufenden Drucken. Druckaufträge direkt vom Mobiltelefon starten hab ich unterdessen auch ausprobiert. Das funktioniert tadellos.

Hier geht’s direkt zur Website für die Prusa Mobile App.
Ich hab im Moment nur ein iPhone und ein iPad. Die WatchOS Funktionen und die Mobile App für Android nicht beurteilen.
Prusa EasyPrint
Seit Februar 2025 gibt es das kostenlose Prusa EasyPrint als Early Access. Ich hab die Funktionen mit der iOS und iPadOS Version mit Printables Dateien unterdessen angetestet.
Open Source aus Europa
Das ist natürlich immer eine persönliche Präferenz. Dem einen ist Open Source und 3D Drucker aus Europa wichtig, dem anderen ist das Wurst. Für mich ist es ein Entscheidungskriterium, das für Prusa spricht.
Prusa 3D Drucker werden am Hauptsitz in Prag konstruiert, gefertigt, getestet und versendet. Prusa ist vermutlich der einzige Hersteller, der für seine ältere Hardware Upgrades auf aktuellere Generationen anbietet. Was mir auch gut gefällt, ist das Prusa Drucker ohne Cloudzwang im lokalen Netzwerk betrieben werden können. Nicht dass das für den Privatanwender von Bedeutung sein muss, industrielle Anwender sehen es vermutlich etwas anders und Entscheidungsfreiheit ist ja generell eine feine Sache.
Die Firmware und Konstruktionspläne sind den Prusa Mini+ öffentlich zugänglich. Hier geht’s zum generellen Prusa GitHub Repository und hier direkt zum GitHub Repository für den Prusa Mini+. Wenn alle Stricke reissen, kannst du Ersatzteile einfach selber ausdrucken
Beim MK4S und CORE One stellt Prusa seine Wurzeln vermutlich auf den Prüfstand. Prusa verwendet bei den neusten Gerätegenerationen weniger 3D gedruckte Teile und setzt vermehrt auf Spritzguss.
Ob die Konstruktionspläne des MK4S und CORE One je Open Source werden, steht in den Sternen. So wie’s aussieht, hat Prusa einfach keine Lust mehr, die kostspielige Forschung und Entwicklung an seine Mitbewerber zu verschenken.
Support
Den Prusa Support haben ich bis jetzt nur für administrative Fragen genutzt.
Meine Empfehlung ist, Supportanfragen direkt über den Chat auf prusa3d.com zu zu stellen, das geht am schnellsten. Antworten auf E-Mail Anfragen können Tage dauern.
Ich habe im Chat etwa 10 Minuten auf einen freien Mitarbeiter gewartet. Der Chat war in deutscher Sprache, freundlich, zuvorkommend und kompetent. So muss das sein.
Eigenheiten
Was mich positivst überrascht hat, ist die Displayqualität und die intuitive Menüführung. Erstaunlich für so einen kleinen Drucker. Der Prusa Mini hat aber auch einige konstruktive Eigenheiten, die etwas mehr Präzision und Pflege verlangen.
Der Prusa Mini feiert demnächst seinen sechsten Geburtstag und kommt entsprechend aus einer Generation, bei der die erste Druckschicht noch von Hand kalibriert werden muss. Mit ein wenig Übung und Geduld ist das zwar gut machbar, aber wegen der gerasterten Schritte ziemlich Ungenau und am Ende auch Filament- und Zeitintensiv. Die neuere Drucker von Prusa und den meisten Mitbewerbern nutzen heute eine automatische Kalibrierung mit einer Wägezelle (Loadcell).
Notorisch ist die Konstruktion des Hotend mit einem kurzen PTFE Schlauchstück zwischen Bowden und Heatbreak. Das Schlauchstück verformt sich mit der Zeit und hält, vor allem bei Filament das heiss gedruckt wird, nicht ewig.
Einige Teile brauchen mehr Pflege. Bekannt ist vor allem das Zahnrad im Extruder im dem sich Filamentabrieb sammelt .
Ich habe deshalb entschieden, immer ein paar Ersatzteile auf Lager zu haben. Ich will ja Drucken und nicht auf fehlende Teile warten und dafür noch teuren Versand bezahlen.
Nachteile
Prusa 3D Drucker sind im Vergleich zu den Mitbewerbern aus Fernost bekannt für höhere Verkaufspreise und eher lange Lieferzeiten. Zudem überbürdet Prusa dem Kunden ausserhalb der EU die Importkosten und die Zolladministration. Wie hoch die Kosten am Ende ausfallen sind, weiss Prusa nicht.